Kaufbegleitung durch erfahrene Besitzer
Kaufbegleitung durch erfahrene Besitzer

Aus Wohnungsnot am Studienort drei Wochen im Globecar campiert

Vor Studienbeginn eine Wohnung in Aachen bekommen? Fehlanzeige. Wie ich als Erstsemester drei Wochen als Kastenwagen-Mobilist wild in Aachen stand. Hier meine Selbsterfahrung als 19-jährige mit Greeny im Studentenalltag.

Einige Hundert Studenten lauschen den Worten des Matheprofessors.

Wintersemesterstart an der RWTH in Aachen. 2000 der zukünftigen Studenten, die an den Vorkursen teilnehmen wollen, strömen nach Aachen und freie Wohnungen sind hier Mangelware. Manch einer pendelt jeden Tag mit dem Auto mehr als 100km, aber das kam für mich nicht in Frage. Mal ganz abgesehen von den Spritkosten und den anstrengenden Baustellen auf der Strecke.

Kein Problem, dachte ich mir. Ich nehme das Zelt mit und schlafe auf dem Campingplatz. Pustekuchen. Der nächste Campingplatz liegt jenseits der holländischen Grenze und meines Budgets. Und da das Semesterticket für Bus und Bahn noch nicht während der Vorkurse gültig ist, ist der Zug auch eher eine Alternative für die Leute, die sich sowieso eine Jugendherberge für diese Zeit leisten könnten.

„Warum nimmst du nicht das Wohnmobil mit?“ Die Idee kam von Papa. Das Angebot nahm ich nur allzugerne an. Da der einzige Stellplatz in der Nähe 17€ die Nacht kostet, entschied ich mich für Parkplatz. So musste ich noch nicht einmal für meine Unterkunft bezahlen. Auf gratisparken.de findet man eine Menge kostenloser Parkplätze mit Beschreibung, von denen sich einige auch zum Wildcampen eignen. Ich hatte das Glück, dass mir die Schranke zu einem riesigen Wohnheimsparkplatz von einem Bekannten aufgeschlossen wurde und ich somit ein sicheres Plätzchen ohne viel Verkehrslärm hatte. Da war auch meine größte Sorge, das Einparken mit dem ja doch nicht ganz so kleinen Auto, überflüssig.

Manche Studentenbude in Aachen ist auch nicht größer als Greeny. Im Mobil statt Immobilie.

Papa schien das selbe zu beschäftigen, da er mich nach meiner ersten Woche in Aachen fragte, (Zitat) wie ich als Frau und Führerscheinneuling mit solch einem großen Auto in der Großstadt zurecht komme. Ganz gut, kann ich ihn beruhigen. Schließlich fließt man ja da mit dem Verkehr mit. Und wenn ich mit dem Womo mal die Spur wechseln muss und blinke, hat jeder gleich Respekt und macht mir Platz. Der Punkt, wegen dem man sich aber wirklich höllisch konzentrieren muss und wegen dem ich lieber mit 35km/h durch die Innenstadt geschlichen bin, sind die Radfahrer. Die fahren auch auf den Straßen und sind schnell zu übersehen. Trotz großer Seitenspiegel macht es da schon etwas aus, keine Rückspiegel zu haben. (Und wie die Rückwärtskamera beim Vorwärtsfahren funktioniert, habe ich noch nicht ganz raus.)

Hatte ich Greeny aber sonntag abends sicher ans Ziel gebracht, konnte es da so die ganze Woche stehen bleiben. Ab jetzt musste das Fahrrad übernehmen, um von A nach B und zur Uni zu kommen. Ohne Probleme war das Rad zuhause im Laderaum verstaut und auch in Aachen wieder heraus gehoben. So musste ich noch nicht einmal an dem doch ziemlich hohen Fahrradträger herumhantieren, um den sich sonst unsere 2Meter-Hesterts kümmern.

Trotz Innenstadt fand ich ein schönes Plätzchen auf dem Parkplatz am Weiher.

Die fünf Nächte jeder Woche auf dem Parkplatz komme ich locker mit dem Wasservorrat, Gas und Batteriestrom aus. Wenn nicht, gibt es ja immer noch die Möglichkeit, Wasser nachzufüllen – nette Leute mit einem Gartenschlauch finden sich bestimmt – oder einen Kurztripp nach Belgien zu fahren, um die Batterie wieder zu laden. Und auch die Bordtoilette reicht für die dringenden Angelegenheiten. Ansonsten gibt es im benachbarten Edeka z.B. eine Kundentoilette. Duschen wollte ich dann aber doch nicht im Wohnmobil. Das hieße wahrscheinlich eine ganze Weile trocken wischen. Aber sowohl im Stadtfreibad, als auch der Boulderhalle gibt es Duschen. Und da kann man gleich die Gelegenheit nutzen, sich auszupowern und fit zu halten. Die gratis Dusche ist da quasi ein netter Nebeneffekt.

Die restlichen Abende verbrachte ich gemütlich in Greeny. Und wenn es draußen schon wieder Bindfäden regnete, war ich verdammt froh, nicht im Zelt zu hocken, sondern die Heizung etwas aufzudrehen und mir ganz fleißig im Internet, dank WebOnTour die Vorlesungsfolien nochmal anschauen zu können. Oder – und das war eher der Fall – übers Netz Musik zu hören und ein gutes Buch zu lesen.

Zum Kochen war ich meistens doch zu faul, immerhin gab es mittags immer etwas Leckeres zu Studentenpreisen in der Mensa. Der Kühlschrank kam aber trotzdem auf seine Kosten, mit Joghurt, Käse und Gemüse zum Abendessen. Und trotzdem freue ich mich auf jeden Freitagabend, wenn es wieder zurück zu den Chaoten nach Hause geht, um lautstark Spiele zu spielen und mich lecker bekochen zu lassen. (Bloß auf das doppelt so große Bett in Greeny muss ich da leider verzichten.)

Ronja